Grenzen und Probleme

Einsichten und Kritikpunkte

  • Wege zur Gewaltverminderung werden in den meisten Fällen vorgeschlagen, ohne dass die Frage der Wirksamkeit auch nur angesprochen wird.
  • Vorschläge und Modelle werden oft aus anderen sozialen Kontextenübernommen, ohne zu überprüfen, ob sie für den schulischen Rahmen geeignet sind.
  • Die „Gewalt in der Schule“ ist im Wesentlichen die Gewalt einer Minderheit von Tätern gegenüber einer Minderheit typischer Opfer, und dieser Tatbestand steht vermutlich der Wirkung von sozialem Unterricht entgegen, jedenfalls sofern er für alle Schülerinnen und Schüler dasselbe Lernprogramm vorsieht.
  • In der Schule ist das individuelle Verhalten eng eingebunden in die Interaktion mit anderen Kindern/Jugendlichen. Der Einzelne ist stets dem Einfl uss von Mittätern, Opfern und Zuschauern ausgesetzt, und dies erschwert vermutlich die Wirkung individueller Erziehungsmaßnahmen ebenso wie von außerschulischer Therapie.
  • Konzepte werden oft nur unzureichend umgesetzt, denn „Konzepte sind eine Sache, ihre Realisierung eine andere“ (Nolting), deshalb ist eine Evaluierung dringend erforderlich. Projekte werden in der Regel nur teilweise umgesetzt.
  • Gewaltprävention in der Schule ist auf die Mitarbeit einzelner engagierter Lehrer angewiesen. „Niemand kann in die Klassenräume hineinregieren, niemand kann das gesamte Kollegium in einen Gleichklang versetzen.“
  • Will man wirklich in breitem Umfang Gewalttätigkeiten in der Schule vermindern, so muss dies in erster Linie in der Schule selbst und durch die in der Schule tätigen Personen geschehen. Die einzusetzenden Maßnahmen sollten ökologisch valide und mit vertretbarem Aufwand realisierbar sein. Das bedeutet, dass sie zum einen wissenschaftlichen Mindeststandards entsprechen und zum anderen eine Adaption an die jeweils vorliegenden schulischen Bedingungen zulassen sollten.

Die Wirkung von Präventions programmen ist empirisch kaum untersucht.
Eine bundesdeutsche Umfrage unter 3.500 Schülerinnen und Schülern aller Schularten brachte folgendes Ergebnis: Mehr als drei Viertel der Schüler (77 %) äußerten sich zu den Auswirkungen von Präventionsprogrammen in dem Sinne, dass sie weder etwas verbesserten, noch etwas verschlechterten. 32 % der Schüler gaben an, sie hätten nichts mitbekommen, 23 %, sie hätten keine große Auswirkung gemerkt, 16 %, es hätte sich nichts geändert, weitere 6 % äußern sich in Alternativantworten neutral. 18 % der Schüler stellen eine positive Veränderung fest. Aber 5 % geben an, dass eine Verschlechterung der Gewaltsituation an der Schule stattgefunden habe. Es scheint, dass für manche Schüler einzelne Programme nicht richtig greifen und sogar ein gegengerichteter Effekt erzielt wird, bzw. dass mancherorts die Programme an den speziellen Problemen der Schule und der Schüler „vorbeiarbeiten“.

Kristian Klett: Gewalt an Schulen. Eine deutschlandweite Online-Schülerbefragung zur Gewaltsituation an Schulen. Dissertation, Köln 2005, S. 91.

Vgl. Hans-Peter Nolting / Hartmut Knopf: Gewaltverminderung in der Schule: Viele Vorschläge – wenig Studien. In: Psychol., Erz., Unterr., 45 Jg. 1998. Ernst Reinhard Verlag München, Basel, S. 249-260, Auszüge.

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