Medien

Umgang mit Medien

Die Frage, welche Darstellungsformen von Gewalt angemessen bzw. (noch) erlaubt sein sollen, lässt sich nicht nur unter dem Aspekt der möglichen Wirkung diskutieren. Es erscheint notwendig auch medienethische Gesichtspunkte einzubeziehen. Hierbei geht es um die Würde des Menschen und die Respektierung von universellen und kulturellen zentralen Werten die häufig in Konkurrenz zu den sog. Freiheitsrechten – u.a. Pressefreiheit, Freiheit der Kunst – gesehen werden.

Da diese Werte nicht auf Medien beschränkt sind, muss die notwendige Diskussion eingebettet sein in einen gesamtgesellschaftlichen Gewaltdiskurs darüber, welche Gewalt toleriert und akzeptiert und welche tabuisiert sein soll.

Das Problem der Gewaltanwendung und des Gewalteinsatzes lässt sich also nicht auf die Mediendarstellung begrenzen, wie die Diskussion um die Legitimation von Gewalt im Kontext des Kampfes gegen Terrorismus oder um die Legitimation sog. „Humanitärer Interventionen“ zeigt.

Die Frage, wie viel Gewalt in den Medien toleriert wird, ist auch die Frage, wie eine Gesellschaft insgesamt mit dem Phänomen Gewalt umgeht. Hinzu kommt, dass dafür gesorgt werden muss, dass ein ausreichend gutes und für Jugendliche attraktives Medienangebot (TV, Filme, Computerspiele) zur Verfügung steht.

Sozialer Treffpunkt Online-Spieler, so der Medienpädagoge Bernd Schorb, seien im Gegensatz zu gängigen Klischees nicht vereinsamte Problemfälle, sondern sozial eingebunden.
Hamburger Abendblatt, 25.8.2008.

Medien gestalten

 Hartmut von Hentig (1997) stellt zwei entscheidende Fragen in Bezug auf die Wahrnehmung und den Umgang mit Neuen Medien: „Erstens: Sehen wir die Neuen Medien und die durch sie machtvoll geförderten Tätigkeiten und Einstellungen als dienstbare Mittel zum Zweck oder als ein unaufhaltsames Kulturereignis, am Ende ein Kulturmerkmal (dem man zum Opfer fällt, wenn man sich ihm nicht anbequemt)? (...)

Und zweitens: Kann die Pädagogik, wenn sie die Neuen Medien auch zu ihren Mitteln macht, zugleich zur Freiheit gegenüber diesen Mitteln erziehen und wenn ja, wie erreicht sie dieses Kunststück?“

Medienwirkungsforschung kommt für den Bildungsbereich zu dem Schluss, dass Wirkungen Neuer Medien nicht durch die Medien selbst ausgehen, sondern von dem didaktischen Konzept, das dem Einsatz Neuer Medien zugrunde gelegt wird. Wenn man diesem Befund zustimmt, dann stellt sich die Frage nach sinnvollen medienpädagogischen Lernkonzepten. Bislang ist es trotz zahlreicher Projekte zur Medienpädagogik insgesamt nicht gelungen, Medien­erziehung bzw. Medienbildung mit der wünschenswerten Qualität und vor allem in der notwendigen Breite im Alltag von Erziehung und Bildung, von Jugend- und Kulturarbeit zu verankern (vgl. Tulodziecki 2005).

Ansatzpunkte für einen zeitgemäßen Jugendmedienschutz und Medienpädagogik ist das an der aktuellen Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen orientierte Prinzip der Mediengestaltung. Dies geht weit über Mediennutzung im Sinne von praktischer Pro­grammnutzung hinaus und beinhaltet auch nicht nur die Aneignung von Wissensbeständen im Sinne einer Medienkunde. Es geht um kreative Auseinandersetzung durch die Produktion unterschiedlichster Medien sowie die kritische Reflexion über Inhalte und Macharten von (gewalthaltigen) Medien.Dies trifft sich mit der Entwicklung, dass sich der Einzelne in der modernen Wissensgesellschaft zukünftig immer stärker über Netzwerke und neue Medien die notwendigen Informationen besorgen muss. Schulisches, universitäres, berufliches und betriebliches Ler­nen wird dadurch grundlegend neu bestimmt und gestaltet. „Wir sind mitten in einer Lernrevolution“, meint John Erpenbeck, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft betriebliche Weiterbildungsforschung (Psychologie Heute, 11/2008, S. 43). Vom Konsumenten zum Mediengestalter und Produzenten, könnte man die neuen Aufgaben knapp umreißen. Die Weiterentwicklung des Internets, das sog. Web 2.0 liefert hierfür die Grundlagen. Der Begriff „Web 2.0“ beschreibt die veränderte Nutzung und Wahrnehmung des Internets bei der die Nutzer selbst Inhalte in quantitativ und qualitativ entscheidendem Maße erstellen und anderen zur Verfügung stellen. Typische Beispiele hierfür sind Wikis, Blogs, Foto- und Videoportale und soziale Online-Netzwerke.

Medienethik: Qualitätsbewusstsein entwickeln
Hauptanliegen sollte also für die Schule die Bildung der Fähigkeit sein, Urteilsvermögen im Bezug auf die Qualität von Medienangeboten zu entwickeln, vor allem unter ethischen Gesichtspunkten. Daher ist die Entwicklung eines Qualitätsbewusstseins wichtig, damit Kinder und Jugendliche selbst unterscheiden lernen zwischen dem, was sie fördert und weiterbringt, und dem, was sie belastet oder gar schädigt. Diese Bemühungen beziehen sich vor allem auf vier Felder:

  • Moralische Praxis, Normen und Werte, durch Medien vermittelt.
  • Kritische Bewertung der Medienleistungen auf Feldern, die für die Gesellschaft wichtig sind.
  • Einübung positiven Verhaltens und Handelns im Medienbereich.
  • Integration der Medien bzw. ihrer Nutzung in das Erlernen von Lebenskunst.
  • Wolfgang Wunden: Medienethik. In: Südwestrundfunk (Hrsg.): öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Deutschland. Stuttgart 2006, S. 44-48, Auszüge.

    Zur kritischen Medienkompetenz erziehen Wichtig ist es, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen so weit zu entwickeln, dass sie mit Gewinn ihre eigenen Maßstäbe für die Nutzung umsetzen können. Und dazu gehört nun einmal die schwierige Aufgabe, Kinder und Jugendliche darin zu stärken, die für sich geeigneten und richtigen, weil für ihre Persönlichkeitsentwicklung förderlichen Medieninhalte auszuwählen. Ein selbstbewusster Jugendlicher kann Killerspiele als das nutzen, was sie sind, nämlich als Spiele. Er wird sie nur dann weiter nutzen, wenn sie ihm wirklich persönlichen Nutzen bringen. Weil das auf Dauer nicht der Fall ist, wird er aus eigenem Antrieb sein Verhalten verändern. Und nur das zählt und hält.
    Klaus Hurrelmann in: Frankfurter Rundschau, 26.9.2006, S. 25, Auszüge.

    Kennzeichen aktiver Medienarbeit

    Die Kennzeichen aktiver Medienarbeit sind nach Schell (2003, S. 15 f.):

    • Intensive Auseinandersetzung mit dem Thema: Ob es die Planung und Gestaltung eines eigenen Films, eines Audiobeitrages, einer Fotostory, eines Beitrages für die Homepage im Internet oder eines anderen medialen Produktes ist.
    • Erproben von Rollen: Bei der gemeinsamen Arbeit an einer me­dialen Produktion z.B. zu einem Aspekt von Gewalt ergibt sich die Notwendigkeit, das Thema von vielen Seiten zu betrachten und in die Rolle unterschiedlicher Akteure zu schlüpfen.
    • Entwicklung sozialer Verhaltensweisen: Aktive Medienarbeit als pädagogische Methode ist immer ein Gruppenprozess.
    • Entdecken eigener Fähigkeiten: Aktive Medienarbeit stärkt das Selbstwertgefühl, und fördert zudem die Entdeckung der eigenen Kreativität.
    • Erlernen der Mediensprache: Wer selbst Medienprodukte her- stellt, lernt zwangsläufig die „Sprache“ des jeweiligen Mediums kennen, seine Gestaltungsmittel ebenso wie seine Manipulationsmechanismen. Damit besteht auch die Chance zu lernen, die Medien insgesamt besser entschlüsseln und ihre Botschaften kritisch-reflexiv hinterfragen zu können. Dies gilt auch für me­diale Gewaltpräsentationen, z.B. für die Fähigkeit, reale von medialer Gewalt zu unterscheiden, Gewalt als dramaturgisches Mittel zu erkennen und zu problematisieren usw.
    Teilnahme an der öffentlichen Kommunikation: Die Präsentation des eigenen Produkts ist gleichzeitig eine Konfrontation der eigenen Position mit der anderer und damit ein überprüfen eigener Sichtweisen und Argumentationen.

    Jugendliche und Erwachsene Ein gesellschaftliches Auseinanderklaffen der Lebenswelten von Jugendlichen und Erwachsenen sorgt dafür, dass Eltern zumeist gar keine Ahnung davon haben, was ihre Kinder eigentlich spielen. Hinter einer „Ich-versteh-das-eh-nicht Haltung“ verbirgt sich letztlich nichts anderes als eine maskierte Interesselosigkeit. Ausbleibender Kontakt und die Missachtung jugendlicher Vorstellungen verhindert eine pädagogische Einflussnahme und die Vermittlung von Medienkompetenz.
    Ruben Wickenhäuser/Frank J. Robertz: Virtuelle Sturmgewehre gegen Feinde. In: Frankfurter Rundschau, 26.9.2006, S.24 f.

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