Sport und Fair Play

Sport als Ansatz für Gewaltprävention

Für viele Jugendliche ist Sport und insbesondere der Fußball die einzige Möglichkeit, sich über soziale, ethnische, ökonomische oder politische Schranken hinweg zu treffen und gemeinsam zu spielen (vgl. Jäger 2008).

Junge Menschen, so Pilz (2002a, 2002b, 2003) erfahren ihren gesellschaftlichen Wert oft über ihre Körperpräsentation. Durch Sport, Spiel und Bewegung können Aggressionen und motorischer Betätigungsdrang konstruktiv abgearbeitet werden.

Gesellschaftliche Randgruppen oder Gruppen mit Migrationshintergrund über- winden bei gezielten und offenen Sportangeboten Schwellenängste. über das gemeinsame Sporterlebnis, vor allem bei Mannschaftssportarten (z.B. Fußball, Volleyball) kann die Akzeptanz von Regelwerken erlernt werden, und es werden persönliche Erfolgserlebnisse erzielt. Aber Sport, so Pilz weiter, ist nicht aus sich heraus erzieherisch im Sinne von Gewaltprävention, Integration oder Friedensförderung. Sport kann Leistungsdenken, rücksichtslose Interessendurchsetzung, Gesundheitsgefährdung (Doping!) und nicht zuletzt Gewaltbereitschaft fördern. Deshalb muss der Sport an der Werteorientierung im Sinne des Fair-Play-Gedankens festhalten. Ansonsten besteht die Gefahr der Etablierung eines „Kult des Siegens“, der leicht in einen „Kult der Gewalt“ umschlägt (vgl. Pilz 2003, S. 4). Deshalb geht es um die Etablierung einer Kultur des Sports, die sich an Werten und Ideen wie Fairness, Soli- darität oder Toleranz orientiert. Dazu bedarf es neben der Wertorientierung vor allem auch einer spezifischen Inszenierung des Sports sowie entsprechender Kompetenzen und Ressourcen auf Seiten derer, die ihn anbieten und vermitteln. Nur dann gelangt man an den Kernpunkt: Ein wichtiger, wenn nicht gar der wich­tigste Ansatzpunkt zur Gewaltprävention, zum Umgang mit gewaltbereiten jungen Menschen ist die Stärkung ihrer Identität. Dies bedeutet, ihnen Räume für positive Körpererfahrungen und -präsentationen zu geben und ihre jugendkulturellen Identitäten, hier im Besonderen jugendlicher Bewegungskulturen, zu akzeptie­ren (vgl. Pilz 2002a, S. 26 f.).

Sport wirkt sich auf individueller Ebene nicht nur auf das physische Wohlbefinden aus, sondern beeinflusst auch Charaktereigenschaften wie Selbstvertrauen, Disziplin, Kommunikationsfähigkeit und Führungsqualität. Auf kollektiver Ebene kann der Sport Identität stiften, Sozialkapital wie Gemeinsinn und Vertrauen herstellen, den interkulturellen Dialog erleichtern und Toleranz schaffen.

Täglicher Schulsport Täglicher Schulsportunterricht führt zu einer signifikanten Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit um 20 Prozent, gemessen anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme, im Vergleich zu einer 10-prozentigen Verbesserung der Leistungsfähigkeit bei Kindern mit konventionellem Sportunterricht, so eine Studie des Herzzentrums der Universität Leipzig.
www.n-tv.de/1017188.html

Sport und bewegungsorientierte Angebote haben eine mehrfache Bedeutung für die Gewaltprävention:

  • Aggressionen und Bewegungsdrang können gesteuert abgear­beitet werden.
  • Vorhandene körperliche Fähigkeiten können positiv eingesetzt werden.
  • Mit vertrauter sportlicher Betätigung können Schwellenängste abgebaut werden (z.B. gegenüber anderen Angeboten).
  • Die Beziehungen von Jugendlichen untereinander und zu ihrer Umwelt können geübt und verbessert werden.
  • Das Akzeptieren vorhandener Regeln kann erlernt werden.
  • Die Identität junger Menschen kann durch Ernstnahme jugendlicher Bewegungsbedürfnisse und -kulturen gestärkt werden.
  • Die Schaffung und Rückeroberung von Bewegungsräumen für junge Menschen kann unterstützt werden.
  • Die Vernetzung von kommunalen, kirchlichen und freien Trägern der Jugendarbeit ist anzustreben (vgl. Pilz 2002a, S. 26).

Sportpraktische Zugänge zur Gewaltprävention

 

Körper- und Bewegungsorientierte Gewaltprävention

Übergreifend gilt für alle Ansätze der sportorientierten Gewalt­prävention zwingend das Gebot der Kontextualisierung: Es muss genau beobachtet und im Vorfeld der Maßnahme analysiert werden, welche Sportart mit welchem Setting sich für die Auseinandersetzung mit dem angezeigten Gewalt- und Konfliktpotenzial eignet. Als Teil der Kontextualisierung muss die Form der angestrebten Vernetzung gelten. Ohne soziale Vernetzung keine Nachhaltigkeit der Präventionsmaßnahme – auf diese einfache Formel kann man vielfach dokumentierte Erfahrungen bringen (vgl. Jäger 2008). Als bedeutsame Module solcher Mehr-Ebenen-Konzepte benennt Günther (2006, S. 3 f.) die Auseinandersetzung mit vorurteilsbedingter Gewalt, die Ausbildung von Trainern und Schiedsrichtern als Konflikt-Mediatoren, das Einüben von Fairness sowie die Kooperation mit Präventionsräten, Jugendamt und Schule. Bei allen Sportveranstaltungen mit Zuschauern (insbesondere beim Jugendfußball) ist auf die Rolle der Eltern als potenzielle Konfliktverstärker zu achten. Entsprechend notwendig ist hier eine Elternarbeit, die auf eine Sensibilisierung für die Wirkung des eigenen Verhaltens abzielt.

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